Tipps zur Gestaltung eines inklusiven und offenen Makespaces

Das vorliegende Critical Making Handbuch hat es sich zum Ziel gesetzt, Ressourcen und Leitlinien zur Gestaltung eines inklusiven, gendergerechten und vielfältigen Makerspaces innerhalb der Maker-Community zur Verfügung zu stellen. Besonders jene unter uns, die sich in der Making-Bewegung nach wie vor unterrepräsentiert oder wenig sichtbar fühlen, sollen darin berücksichtigt werden.
Obwohl die Qualität des Critical Making Handbuches durch die zahlreichen Rückmeldungen und gewonnenen Einsichten weiter verbessert werden konnte, ist es nicht möglich, die vielfältigen kontextspezifischen und individuellen Bedürfnisse aller Makerspaces weltweit darin abzubilden. Ziel war es in erster Linie, mit Hilfe der erstellten Leitlinien Inklusionsprozesse zu fördern und Exklusionsprozesse zu minimieren. Die Leitlinien sollen auf mögliche problematische Bedingungen innerhalb eines Makerspaces aufmerksam machen und zur weiteren Reflexion anregen.

Geschichte des Handbuches: Der erste Entwurf für das Critical Making Handbuch wurde von Cin Pietschmann in enger Zusammenarbeit mit dem Critical Making Projektteam erstellt und mit Maker*innen aus verschiedenen Makerspaces weltweit diskutiert und ergänzt, wie …

  • Saad Chinoy – Salvage Garden Assistive Makerspace (Singapur)
  • Mathew Lubari – Community Creativity for Development (Rhino Camp, Uganda)
  • Raveen Rizgar – Suli Innovation House (Sulaymaniyah, Irak)
  • BiTmakerspace (Bahir Dar, Äthiopien)
  • Fablab Winam (Kiumu, Kenya)
  • Happylab Wien (Österreich)
  • Deutsche Verbund Offener Werkstätten
    1. Was ist Inklusion und was bedeutet Inklusion in einem Makespace?
    2. Leitlinien für inklusive Makespaces
    3. Team und Verantwortlichkeiten
    4. Raum, Geräte und Barrieren
    5. Diversität bei Veranstaltungen und Terminen
    6. Unterrepräsentierte Gruppen erreichen
    7. Willkommenskultur und Gemeinschaft schaffen
    8. Checkliste
    9. Beispiele & empfehlenswerte Ansätze

    Was ist Inklusion und was bedeutet Inklusion in einem Makespace?

    Wenn wir über Inklusion sprechen, meinen wir die bewusste Handlung, Menschen oder Gruppen in unseren Alltag einzubeziehen, und Zugang zu Ressourcen und Möglichkeiten anzubieten, die sie in ihrem täglichen Leben nicht haben.

    Warum ist das auch für Making wichtig und warum müssen wir über inklusives Making sprechen?

    Exklusion in Makerspaces kann zum Beispiel durch die nicht barrierefreie Zugänglichkeit der Einrichtung entstehen, wenn Maker*innen daran gehindert werden, aufgrund ihrer persönlichen Behinderung einen Raum zu betreten oder Maschinen zu benutzen. Aber nicht nur physische Barrieren stellen ein Problem dar, oft fehlen engagierten Maker*innen auch die finanziellen Mittel für Benutzungsgebühren, Werkzeuge und Materialien, die für die Umsetzung eigener Projekte notwendig sind.

    Für die Gestaltung eines inklusiven Makerspaces müssen mögliche Barrieren identifiziert und entsprechende Anpassungen vorgenommen werden. Eine einladende Atmosphäre wie zum Beispiel das Vermeiden von dunklen und schlecht belüfteten Räumen sind ebenso wichtig, wie der rollstuhlgerechte Zugang zu allen Räumlichkeiten der Einrichtung. Makerspaces sollen nicht nur einzelnen Personen, sondern auch der Gemeinschaft und der Community dienen und ein „Raum“ für Kreativität und Innovation werden. Besonders Maker*innen, die sich erst neu im Makerspace und in der Community orientieren müssen, ist ein barrierefreier und offener Zugang wichtig, um Teil einer neuen Gemeinschaft werden zu können.

    Lies mehr dazu: https://criticalmaking.eu/introduction-inclusive-making/


    Leitlinien für inklusive Makespaces

    Das Critical Making Projektteam hat zusammen mit Maker*innen und Leiter*innen von Makerspaces Leitlinien erstellt, die helfen sollen, mögliche Barrieren in Makerspaces zu identifizieren und unterschiedliche Formen der Diskriminierung auszuschließen.

    Folgende Grundregeln sollten immer gelten und beachten werden:

    • Jede Form der Diskriminierung sollte offen ausgesprochen werden
      Schaffe einen sicheren Ort für Einsteiger*innen und Personen aus marginalisierten Gruppen und werde aktiv, falls dieser Grundsatz hinterfragt wird.
    • Jeder Makerspace sollte einen Verhaltenskodex (Code of Conduct) erstellen und veröffentlichen
      Ein Verhaltenskodex beschreibt die Regeln, Werte und Verantwortlichkeiten sowie das ordnungsgemäße Verhalten innerhalb eines Makerspaces. Diese gemeinschaftliche Vereinbarung legt fest, was unter keinen Umständen toleriert werden kann, wie zum Beispiel jegliche Form der Diskriminierung. Sie zeigt weiters auf, welche Konsequenzen bei Nichteinhaltung gelten und welches Verhalten grundsätzlich in der Gemeinschaft und in der Zusammenarbeit mit anderen erwünscht ist. Inklusion kann zum Beispiel in dieser Vereinbarung einen zentralen Aspekt darstellen.
    • Regelmäßige Reflexion und gemeinsame Evaluierung des erstellten Verhaltenskodexes
      Der Verhaltenskodex soll gemeinsam erarbeitet und gemäß den aktuellen Bedingungen laufend adaptiert werden. Besonders gemeinschaftliche Aktivitäten bieten großes Lernpotential und können neue Fragen und Anforderungen aufwerfen.
    • Selbstreflexion: Was, wie und warum tue ich das?
      Achtsamkeit im Miteinander und die gemeinsame Reflexion innerhalb der Community sollen sicherstellen, dass besonders marginalisierte Gruppen besser integriert und wertvolle Erfahrungen miteinander ausgetauscht werden.
    • Finde eine Vertrauensperson!
      Eine Vertrauensperson oder eine Arbeitsgruppe, die sich mit Fragen des achtsamen Umgangs innerhalb der Gemeinschaft beschäftigen, sind wichtige Anlaufstellen innerhalb des Makerspaces. Sie schützen den Verhaltenskodex und können bei Bedarf kontaktiert werden.

    Beispiele und Tipps

    Die vorgestellten Leitlinien zum Thema Inklusivität in Makerspaces sollen nachfolgend anhand von praktischen Beispielen genauer erklärt und veranschaulicht werden. Der eine oder andere Hinweis kann unter Umständen wichtige Veränderungen initiieren und die Zusammenarbeit in der Gemeinschaft positiv beeinflussen.


    Team und Verantwortlichkeiten

    Inklusive Makerspaces zeigen sich in unterschiedlichen Facetten. Das Kernteam und die Community spielen dabei eine zentrale Rolle, die sich mit dem Thema Inklusion ernsthaft auseinandersetzen und die Rollenverteilung sowie die entsprechenden Auswahlkritierien innerhalb eines Makerspaces kritisch reflektieren müssen:

    • Wer trägt Verantwortung im Makerspace?
    • Wer wird für die durchgeführten Tätigkeiten im Makerspace bezahlt?
    • Wer sind die Trainer*innen und Kursleiter*innen im Makerspace?

    Repräsentation ist wichtig. Daher ist es entscheidend, verantwortliche Positionen fair und gleichmäßig auf unterschiedliche Geschlechter, Ethnizitäten, Grad der Behinderung, Altersgruppen und religiöse Zugehörigkeiten zu verteilen. Durch die Sichtbarkeit unterschiedlicher Gruppenvertreter*innen in wichtigen Funktionen des Makerspaces können die Bedürfnisse und Interessen aller besser wahrgenommen und berücksichtigt werden.

    Raum, Geräte und Barrieren

    Ein wichtiger Aspekt von Inklusion ist die Zugänglichkeit eines Makerspaces für alle interessierten Maker*innen und Besucher*innen. Dieser sollte nach Möglichkeit rollstuhlgerecht und barrierefrei gestaltet sein, um auch Menschen mit Mobilitätseinschränkungen unbegrenzten Zutritt zum Makerspace und den darin befindlichen Geräten zu ermöglichen. Sollte es im Makerspace noch wenig Erfahrung bezüglich barrierefreier Gestaltung einer Werkstätte geben, kann es hilfreich sein, sich Feedback und Tipps von betroffenen Personengruppen einzuholen. Sie können am besten einschätzen, welche Barrieren ein freies und kreatives Making im Makerspace negativ beeinflussen.

    Folgende Fragen sollten kritisch reflektiert werden:

    • Gibt es genug Platz für rollstuhlfahrende Personen?
    • Können sich rollstuhlfahrende Personen frei in der Werkstatt bewegen?
    • Haben rollstuhlfahrende Personen Zugang zu allen Geräten und Werkzeugen?
    • Gibt es im Makerspace auch Rückzugsbereiche zum Ausruhen und Entspannen?
    • Haben rollstuhlfahrende Personen Zugang zu Toiletten und Küche?
    • Gibt es im Makerspace auch genderneutrale Toiletten? Oder gibt es nur Toiletten für Frauen und Männer? Gibt es einen Wickelraum für Kleinkinder?

    Natürlich kann nicht jeder Makerspace immer wunschgemäß umgebaut werden, aber oft reichen schon einfache Adaptierungen, um den Zugang zu wichtigen Geräten und Räumlichkeiten zu erleichtern, wie zum Beispiel das Anbringen von Rampen, das Umstellen von Einrichtungsgegenständen oder die Umsiedlung von oft verwendeten Maschinen. Vielleicht gibt es auch Kooperationen mit anderen Werkstätten oder Initiativen, die helfen können, die Barrierefreiheit des Makerspaces zu verbessern.

    Nachdem immer mehr Makerspaces dazu aufgefordert werden, ihre Werkstätten barrierefrei zu gestalten, sollte diese Information in Form einer Liste auch auf der Webseite eines jeden Makerspaces zur Verfügung stehen. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ist es wichtig zu wissen, welche Geräte und Werkzeuge zum Beispiel auch mit einem Rollstuhl erreicht und benutzt werden können.

    Barrieren entstehen aber nicht nur im Makerspace, sondern auch davor oder auf dem Weg dorthin. Die Lage und Infrastruktur, in der ein Makerspace eingebettet ist, stellen hier oft große Herausforderungen. Schlechte Infrastruktur und hohe Anfahrtskosten können oft als Hindernis empfunden werden, um einen Makerspace überhaupt regelmäßig aufsuchen zu können. In diesem Fall kann zum Beispiel die Bildung von Fahrgemeinschaften oder die Kooperation mit ähnlichen Initiativen helfen.


    Diversität bei Veranstaltungen und Terminen

    Die Planung einer Veranstaltung erfordert viel Feingefühl. Es ist wichtig zu überlegen, wer vorträgt, moderiert und Trainings organisiert. Vorbilder können inspirieren und andere, die mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sind – wie ethnische Zugehörigkeit, Behinderung, Alter und Geschlecht – dazu motivieren, an Veranstaltungen teilzunehmen.

    Gut geplante Veranstaltungen erreichen möglichst diverse Gruppen und Interessensvertreter*innen. Die eingesetzte Bildsprache und der verwendete Text spielen in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, möglichst viele zu erreichen.

    • Gibt es Teile im Text oder Bildmaterial, die mich davon abhalten, teilzunehmen?
    • Ist die Teilnahme auch mit Rollstuhl möglich?
    • Sind Assistenzpersonen willkommen?
    • Können Assistenzpersonen gratis an der Veranstaltung teilnehmen?
    • Wird die Veranstaltung zu einem passenden Termin angeboten?
      • Wochenende
      • Nachmittags oder abends unter der Woche
      • Religiöse Feiertage

    Es ist nicht immer leicht, einen Veranstaltungstermin zu finden, der für alle passend ist. Personen mit Familie müssen sich ihre Zeit anders einteilen als Berufstätige mit langen Arbeitszeiten wie zum Beispiel Verkäufer*innen, die durch die immer längeren Öffnungszeiten erst sehr spät am Abend Feierabend machen können. Auch Feiertage können für manche ein Problem darstellen, wenn sie mit religiösen Handlungen oder gesellschaftlichen Ritualen verbunden sind, die gemeinsam mit der Familie oder Freunden ausgeführt werden.

    Es ist daher ratsam, Veranstaltungen an unterschiedlichen Tagen anzubieten, um hier mehr Möglichkeiten zur Teilnahme zu schaffen. Es kann auch hilfreich sein, eine Veranstaltung speziell für eine Personengruppe zu planen, um besser auf die jeweiligen Bedürfnisse eingehen zu können, wie zum Beispiel bei einem Workshop für Frauen oder ein Workshop für Menschen mit Sorgeverantwortung und Kindern. In diesem Fall wäre es wichtig, parallel zum geplanten Workshop auch ein Workshop oder eine Betreuung für Kinder anzubieten.


    Unterrepräsentierte Gruppen erreichen

    Es ist nicht immer leicht, die Bedürfnisse aller zu erfüllen. Wenn klar ist, dass bestimmte Gruppen fehlen oder wenig präsent sind, ist bereits der erste Schritt für eine kritische Selbstreflexion und Bestandsaufnahme getan. Einige Alternativen wie die Schaffung von barrierefreien Räumlichkeiten oder der freie Zugang zu Geräten, sowie die Organisation von flexiblen Veranstaltungsangeboten und diversen Veranstaltungspersonal wurden bereits erwähnt.

    Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, offen auf unterrepräsentierte Gruppen zuzugehen und in einem Gespräch Ideen und Vorschläge für weitere Verbesserungen zu sammeln. Lokale Vereine, Schulen oder spezifische Initiativen können dabei eine große Hilfe sein, Vertreter*innen solcher unterrepräsentierten Gruppen zu erreichen, um gemeinsam an Lösungen oder neuen Veranstaltungsprogrammen zu arbeiten. Wichtig ist allerdings, dass die Beweggründe ehrlich sind und nicht nur für Marketingzwecke verwendet werden, wie zum Beispiel die bloße „zur Schaustellung“ von Fotos auf der Webseite eines Makerspaces. Die Integration von unterrepräsentierten Gruppen soll dem Prinzip der Gerechtigkeit gelten und einen wichtigen Beitrag zu den Werten der Maker-Community beitragen.


    Willkommenskultur und Gemeinschaft schaffen

    Sobald unterrepräsentierte Gruppen erreicht und Teil der jeweiligen Maker-Community geworden sind, ist es entscheidend, diese auch gut zu integrieren. Alle sollten sich willkommen fühlen und die Möglichkeit haben, Teil der Gemeinschaft zu werden. Offenheit und die Bereitschaft für Veränderungen sind zentral, damit die Gemeinschaft wachsen kann und ein Gefühl des wertvollen Miteinanders entstehen kann.

    Folgende Aspekte können helfen, eine Willkommenskultur im Makerspace zu fördern und Neuankömmlinge ihren Einstieg in die Maker-Community zu erleichtern.

    Sprache

    Die Community eines Makerspaces besteht oft aus zahlreichen unterschiedlichen Nationalitäten. Nicht alle sprechen die gleiche Sprache und es kann durchaus vorkommen, dass wichtige Informationen über den Makerspace in der jeweiligen lokalen Sprache nicht ganz verstanden werden. Eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Sprachkenntnisse aller Mitglieder kann einerseits helfen, Lücken aufzudecken, und andererseits Hilfestellung bei der Übersetzung wichtiger Texte in andere Sprachen zu erhalten. Besonders Informationsmaterial zum Makerspace und oft besuchte Veranstaltungen sollten in mehr als nur einer Sprache zur Verfügung stehen. Ideal wäre in diesem Fall sogar eine Übersetzung in die Gebärdensprache, falls möglich.

    Betreuung oder Mentoring anbieten

    Für Einsteiger*innen kann die erste Phase im Makerspace viele Herausforderungen stellen und zum Teil auch einschüchternd wirken. Ein Mentoringprogramm kann helfen, sich schneller im Makerspace zurechtzufinden, Teil der Gemeinschaft zu werden und sich willkommen zu fühlen. Langjährige Mitglieder eignen sich in diesem Fall besonders gut als Mentor*innen, weil sie viele Hintergründe zum Makerspace kennen und vermutlich bereits Kontakte zu den anderen Mitgliedern geknüpft haben. Die Teilnahme am Mentoring-Programm sollte freiwillig sein und auf der Webseite angeboten werden, damit sich Interessierte bereits vorab ein besseres Bild von ihrem Einstieg machen und eventuelle Unsicherheiten abbauen können.

    Um Einsteiger*innen in der Anfangsphase besser unterstützen zu können, kann zum Beispiel auch Beratung bereits bei Informationsveranstaltungen angeboten werden: individuell in einem 1-zu-1 Gespräch, in Kleingruppen oder vielleicht auch in speziellen Einsteiger*innen-Seminaren.

    Finanzielle Unterstützung und Ressourcen anbieten

    Wer Making als Hobby wählt, muss oft zu Beginn mit einigen wichtigen Investitionen wie Material, Werkzeuge und Mitgliedsbeitrag rechnen, bevor mit dem eigentlichen Umsetzungsprozess begonnen werden kann. Diese finanziellen Mittel stehen nicht jedem gleichermaßen zur Verfügung. Auch wenn bestimmte Werkzeuge im Makerspace angeboten werden, kann es passieren, dass das Geld für den Mitgliedsbeitrag nicht ausreicht.

    Makerspaces können ihre Einsteiger*innen unterstützen, indem sie zum Beispiel das erste Probemonat kostenlos anbieten oder eine nach Einkommen gestaffelte vertrauensbasierte Beitragsskala für den Makerspace entwerfen. Das bedeutet konkret, dass unterschiedliche Gebührenstufen angeboten werden, die nach Bedarf und auf Basis der finanziellen Möglichkeiten von den Mitgliedern selbst ausgewählt werden können. Nachdem dieser Nachweis aufgrund ethnischer Gründe nicht eingefordert werden kann, muss die Auswahl der Beitragsstufe vertrauensbasiert erfolgen. Eine weitere Alternative wäre eine nach Auslastungszeiten gestaffelte Preisgestaltung, wie zum Beispiel die Benutzung des Makerspaces zu wenig frequentierten Zeiten oder die beschränkte Benutzung des Makerspaces zu günstigeren Tarifen im Gegensatz zu einer permanenten Benutzung zu höheren Gebühren.

    Neben der Mitgliedsgebühr können auch Material und spezielle Werkzeuge, die nicht im Makerspace angeboten werden, ein finanzielles Problem darstellen. In diesem Fall können folgende Überlegungen vorgenommen werden:

    • Welche Materialien können im Makerspace den Mitgliedern kostenlos oder zu reduzierten Preisen zur Verfügung gestellt werden? (Sperrholz, Lötzinn, Filament für den 3D-Druck)
    • Welche Werkzeuge fehlen in der Basisausstattung des Makerspaces?
    • Welche Werkzeuge fehlen, können aber von den Mitgliedern des Makerspaces geliehen oder geteilt werden?
    • Gibt es eine Spendenbox für Restbestände oder nicht mehr verwendetes Material?
    • Gibt es eine Tauschbörse im Makerspace?

    Einfache Making-Einstiegsprojekte für Einsteiger*innen anbieten

    Spezielle Making-Veranstaltungen für Einsteiger*innen können Orientierung schaffen und Hilfestellung bei den ersten Making-Projekten leisten. Gerade Menschen, die in ihrer Kindheit nicht gelernt haben, ihre Ideen handwerklich umzusetzen oder noch nie etwas repariert haben, brauchen am Anfang noch mehr Unterstützung. Einstiegsprojekte mit leicht verständlichen Anleitungen können das Selbstvertrauen in den Herstellungsprozess stärken und motivieren, eigene neue Projekte zu planen oder zu starten. Ideal wäre, wenn die Werkzeuge und das Material für diese Einstiegsprojekte kostenlos oder zu einem günstigeren Preis angeboten werden könnten, damit die ersten Making-Versuche und Erfahrungen nicht mit großen finanziellen Belastungen überschatten werden. Ideen für Einstiegsprojekte wären offene Reparatur-Workshops oder einfach umzusetzende Maker Projekte, die Spaß machen und leicht reproduzierbar sind. Auch eignen sich Trainings für die Bedienung von Maschinen, um mehr Sicherheit für den Making-Prozess zu vermitteln und wichtige Verhaltensregeln im Zusammenhang mit den verwendeten Geräten zu lernen. Besonders Mitglieder, die schon länger am Makerspace tätig sind, können von ihren eigenen Erfahrungen berichten und wichtige Hinweise für einen besseren Einstieg in das Making liefern. Eine Datenbank mit gut dokumentierten Maker-Projekten würde helfen, leichter auf bereits bestehendes Wissen zurückzugreifen und neue Ideen zu generieren.

    Sinnvolles Making

    Das „Making“ konzentriert sich nicht nur auf die Umsetzung neuer Ideen und eigener Projekte, sondern strebt immer mehr auch ein selbst-reflektiertes und sinn bezogenes Handeln an. Ethische Überlegungen wie „wer braucht was zu welchem Zweck“ sollten Teil des Umsetzungsprozesses sein und bereits bei der Planung eines Projektes berücksichtigt werden. Dabei sind Aspekte aus der Sicht der Community ebenso von Bedeutung wie individuelle Bedürfnisse und Perspektiven. Bevor wichtige Ressourcen eingesetzt und verbraucht werden, sollte kritisch reflektiert werden, für wen das Produkt oder das Design hilfreich sein soll. Die Maker-Community kann bei diesen Überlegungen helfen und mit weiteren Perspektiven beisteuern. Das Endprodukt kann dadurch inklusiver und robuster gestaltet werden und einen wichtigen Beitrag zur Gemeinschaft leisten.


    Checkliste

    Die nachfolgende Checkliste stellt eine Zusammenfassung der oben angeführten Beispiele und Vorschläge dar und kann als Diskussionsgrundlage für weitere Überlegungen mit den Mitgliedern eines Makerspaces oder der Making-Community verwendet werden. Ziel ist es, Makerspaces inklusiver und offener zu gestalten und mögliche Barrieren abzubauen. Auch wenn nicht alles sofort umgesetzt werden kann, können bereits kleine Veränderungen viel bewirken und weitere Pläne für langfristige Ziele in der Gemeinschaft entwickelt werden.

    Auf Einsteiger*innen zugehen

    • Reflektiere bewusst, welche Gruppen im Makespace präsent sind und welche nicht – welche Faktoren tragen dazu bei?
    • Suche den Kontakt zu neuen Menschen oder Personengruppen; die Zusammenarbeit mit Initiativen und Organisationen kann helfen
    • Biete Anleitungen für einfache Einstiegsprojekte für Anfänger*innen an
    • Organisiere Einstiegs-Workshops oder spezielle Informationsveranstaltungen
    • Biete Mentoring für Einsteiger*innen an

    Willkommenskultur und Gemeinschaft schaffen

    • Schaffe einen Verhaltenskodex (Code of Conduct) für deinen Makerspace
    • Stelle ein Vertrauens-Team aus mindestens zwei Personen zusammen, die bei Bedarf von den Mitgliedern des Makerspaces kontaktiert werden können
    • Biete wichtige Informationen in mehreren Sprachen an, wenn möglich auch in der Gebärdensprache
    • Sei offen und dankbar für das Feedback von Einsteiger*innen und aufgeschlossen für Veränderungen und Neuerungen

    Team und Verantwortung

    • Reflektiere über die Art und Weise, wie Verantwortungen und Positionen im Makerspace verteilt sind, damit sich möglichst viele Mitglieder darin repräsentiert fühlen

    Raum, Barrieren & Ressourcen

    • Versuche den Makerspace möglichst barrierefrei zu gestalten und überlege, wie Menschen geholfen werden können, die physischen Barrieren vor Ort überwinden müssen
    • Informiere auf der Webseite ausführliche über die Zugänglichkeit (Grad der Barrierefreiheit) der Räumlichkeiten im Makerspace
    • Biete kostenlose Optionen oder einkommensabhängige gestaffelte Beitragszahlungen an, falls der Makerspace davon finanziert wird
    • Stelle Einsteiger*innen kostenloses Material und Zugang zu gängigen Werkzeugen zur Verfügung

    Veranstaltungen organisieren & Terminplanung

    • Biete unterschiedliche Arten von Veranstaltungen an, besonders Einführungsvorträge für Einsteiger*innen
    • Wähle je nach Zielgruppe bewusst das Team der Vortragenden bzw. Moderator*innen aus
    • Gestalte Einladungstexte, die klare definieren, an wen die Veranstaltung gerichtet ist
    • Beachte die unterschiedlichen Verpflichtungen und Zeitressourcen verschiedener Personengruppen und biete Veranstaltungen zu unterschiedlichen Terminen an
    • Falls notwendig, übersetze Veranstaltungen und Informationen in weitere Sprachen
    • Biete Kinderbetreuung bei Veranstaltungen an oder integriere kinderfreundliche Aktivitäten während der Veranstaltungen, damit auch Familien teilnehmen können

    Sinnvolles Making

    • Berücksichtige, dass alle Menschen unterschiedliche Bedürfnisse haben
    • Integriere möglichst verschiedene Perspektiven in das Design und die Planung von neuen Maker Projekten, um sie inklusiver und robuster gestalten zu können

    Beispiele & empfehlenswerte Ansätze

    Hier finden sich weitere Materialien und inspirierende Ansätze:

    Leave a comment